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NachrichtenNachricht

Ergebnispräsentation des städtebaulichen Wettbewerbs am 06.02.2020
Mutig in die Zukunft gedacht


Das Interesse an der Entwicklung des ins IBA-Netzwerk aufgenommenen Projekts Quartier Mühlkanal ist ungebrochen. Nicht nur viele Salacher sorgten am 6. Februar bei der Ergebnispräsentation des städtebaulichen Wettbewerbs zur Entwicklung des Quartiers für voll besetzte Stühle im Foyer der Stauferlandhalle, auch viele Zaungäste aus den Nachbargemeinden hatten sich zur Freude von Salachs Bürgermeister Julian Stipp eingefunden.

„Das hatten wir uns gewünscht, dass das Schachenmayr auch auf den Kreis ausstrahlt“, sagte Stipp, der großes Lob für die drei eingereichten Entwürfe fand. „Jeder hatte ganz hervorragende Ansätze, wir hätten nicht gedacht, dass man das Schachenmayr-Areal so unterschiedlich und vielfältig denken kann.“ Alle drei Büros – die Architekten Hähnig-Gemmeke, Tübingen, BeL Sozietät für Architektur, Köln sowie das Architekturbüro Helsinkizurich – hätten mit viel Engagement gearbeitet, „es steckt viel Herzblut in den Projekten“, betonte IBA-Intendant Andreas Hofer. Es sei eine Herausforderung gewesen, einerseits Vorschläge für die Umnutzung der prägnanten denkmalgeschützten Gebäude zu machen und das Areal durch Neubauten zu ergänzen. Auch die Gestaltung des Freiraums zur Fils hin habe bei der Bewertung eine wichtige Rolle gespielt.

Am überzeugendsten hat nach einhelliger Meinung des Beratungsteams das Büro Helsinkizurich mit Cadrage Landschaftsarchitekten die Aufgabenstellung gelöst. Nachhaltigkeit, sowohl ökologisch als auch sozial und kulturell, sei ihnen bei ihrem Entwurf wichtig gewesen sowie das baukulturelle Erbe ernstzunehmen und das industriegeschichtliche Erbe weiterzutragen, erläuterte Mirjam Niemeyer das Anliegen des Büros Helsinkizurich. Die denkmalgeschützten Industriegebäude an der Eduardstraße – das Döckergebäude wird zum Werkhaus mit Co-Working-Räumen, die neue Spinnerei zum Atriumhaus, das Maisonettewohnungen, kleine Gewerbeeinheiten beherbergt. Zum Lofthaus mit Gemeinschaftsräumen soll die alte Spinnerei nach Vorstellung der Planer aus Zürich werden. Auch ein Gastronomiebetrieb sei dort denkbar.

Wohnen und Gewerbe unter einem Dach soll auch in der bestehenden Sheddachhalle ermöglicht werden. Daran angedockt sind eine Multifunktionshalle sowie Atelierwohnungen. Auch kulturelle Nutzungen seien in dem Gebäudekomplex denkbar. Durch einen langgestreckten Neubau südlich der alten Spinnerei und ein sogenanntes Balkonhaus mit kleinen Wohneinheiten bilden die Planer einen Platz aus, „das Herzstück“ des Quartiers, so Mirjam Niemeyer. Als besonders gelungen befand das Beratungsteam die in Anlehnung an frühere Arbeitersiedlungen  angeordneten Reihenhäuser, die sich um einen gemeinschaftlich genutzten Innenhof gruppieren und nach Süden privat nutzbare Gärten haben. „Das hat uns unglaublich beeindruckt“, erklärte Andreas Hofer. Alt und neu würden auf  eindrucksvolle Weise verbunden, „es wird aus der Geschichte heraus eine neue Geschichte erzählt“. Die Architekten hätten bei der Anordnung der neuen Gebäude Mut gezeigt und aufgezeigt, wie Menschen künftig zusammenwohnen und Gemeinschaften bilden können.

Beeindruckt hat die Experten auch der Vorschlag für die Gestaltung der Freiräume. Der Naturraum Fils ist großzügigst gestaltet und reicht bis zu dem zentralen Platz. Es gibt Spiel- und Sportflächen, Wiesen einen naturbelassenen Filswald, Kleingärten, einen Obst- und Bienengarten sowie eine Baumallee, die den Lauf des ehemaligen Mühlkanals nachzeichnet. Landschaftsarchitekt Emanuel Tsolakis regte an, darüber nachzudenken, ob der Bürgerpark nicht besser auf dem Schachenmayr anstatt in den Krautländern angesiedelt sei.

Diskussionsstoff wird es noch reichlich geben, bis auf dem Schachenmayr-Areal die Bagger anrücken. Ein Thema hatte sich bereits während der Beratungen der Wettbewerbsarbeiten abgezeichnet und setzte sich auch bei der Präsentation in der Stauferlandhalle fort: das Parken und der Verkehr. Autofrei soll das Quartier werden – ein ausdrücklich in den Bürgerwerkstätten geäußerter Wunsch. Indes seien die östlich und westlich vorgesehenen Parkhäuser noch nicht der Weisheit letzter Schluss, so Rathauschef Stipp. Das autofreie Quartier gehe zu Lasten der Anwohner an der Eduard- und Frauenstraße, monierte ein Besucher. „Wir sehen an dieser Stelle auch noch Diskussionsbedarf“, so der Bürgermeister, aber man müsse sich darüber im Klaren sein, dass bei so vielen neuen Bewohnern – laut dem Entwurf etwa 550  Menschen – eine zusätzliche Verkehrsbelastung nicht ausbleiben werde.

Der städtebauliche Entwurf soll nun weiterentwickelt und verfeinert sowie mit den Eigentümern und Investoren diskutiert werden. Auch die Salacher sind wieder gefragt, die bei der Veranstaltung fleißig ihre Anregungen an den Diskussionsstationen vermerkten. Im Mai ist die nächste Bürgerwerkstatt vorgesehen. „Wir wollen nicht aufhören, Sie bei der weiteren Gestaltung des Areals mitzunehmen“, versicherte die von der Gemeinde beauftragte Betreuerin der Planungswerkstatt Inge Horn (HORNprojekt GmbH), die zuversichtlich ist, dass gemeinsam ein attraktives Quartier entwickelt werden könne.
 
Die Wettbewerbsarbeiten können noch bis 19.02.2020 im Foyer des Rathauses während der üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.